AUGEN AUF BEIM FLINTENKAUF - Worauf Sie achten sollten

 

6 Tipps für die erste, eigene Flinte

Die erste Hürde ist geschafft und der erste Jagdschein gelöst. Vielleicht haben Sie auch schon die ein oder andere Niederwildjagd mitgemacht. Wahrscheinlich mit der Flinte von Opa, die nicht wirklich optimal geeignet war. Die Treffer blieben vermutlich aus. Doch nicht gleich die Flinte ins Korn werfen: 

Wenn die Verlängerung der Laufachse bei vollendetem Anschlag ganz intuitiv und ohne Korrektur auf den von Ihnen kalkulierten Zielpunkt zeigt, wird die Schrotgarbe das Ziel sicher treffen. Eine optimal abgestimmte Flinte ist daher die Voraussetzung für eine schnelle Verbesserung der Trefferleistung auf dem Schießstand und auf der Jagd. Sie sind erheblich sicherer unterwegs und blamiere sich weder vor Ihrem Hund noch vor den Jagdfreunden bei der nächsten Treibjagd.

Unser Flinten-Experte Christan Schulte erklärt Ihnen in 6 Schritten, wie Sie die perfekte Flinte abgestimmt auf Ihre persönlichen Bedürfnisse finden & worauf Sie beim Kauf achten sollten:

 

1. Welche Flinte ist die Richtige?

2. Viel hilft viel?

3. Ist Länge entscheidend?

4. Balance tut gut

5. Masse macht den Unterschied

6. Die Schäftung

Über den Autor

 

1. WELCHE FLINTE IST DIE RICHTIGE?

 

 

  • Bockdoppelfinte

Der Grund für den großen Erfolg der Bockdoppelflinte, die erst in den letzten 30 Jahren die Doppelflinte als meistverwendete Flinte abgelöst hat, lässt sich leicht nachvollziehen. Die Laufachsen der beiden übereinander liegenden Läufe befinden sich, anders als bei der Doppelflinte, genau senkrecht über der Verschlussachse. Dadurch werden seitlich wirkende Kräfte vermieden, der Rückstoß wirkt geradlinig und kann von der Schulter problemlos aufgefangen werden. Durch das relativ neutrale Rückstoßverhalten ist der Schütze daher bei Bockdoppelflinten eher in der Lage, den Treffersitz direkt im Moment des Schusses zu beurteilen. Das sorgt für schnelle Lernerfolge und erleichtert die Korrektur für den zweiten Schuss.

  • Doppelflinte

Die eleganten und leichten Doppelflinten sind schön anzusehen und haben immer noch viele Anhänger, gerade bei den klassischen Gesellschaftsjagden ist das geringe Waffengewicht ein großer Vorteil. Dieser muss aber mit einem deutlich schlechteren Schussverhalten bezahlt werden und weniger versierte Schützen haben meist Probleme, mit diesen Flinten sicher zu treffen und schnelle Lernfortschritte zu machen.

  • Selbstladeflinte

Vor allem bei der Jagd aus dem Ansitzschirm auf Tauben, Krähen und Wasserwild gewinnt die Selbstladeflinte immer mehr Freunde. Neben dem manchmal entscheidenden Vorteil des dritten Schusses ist das Nachladen in den engen Schirmen erheblich einfacher als bei einer Kipplaufflinte, bei der zum Nachladen der Lauf nach unten zeigen muss, damit die Patronen nicht aus den Läufen rutschen. Wechselt während des Nachladens erneut Wild an, ist eine Selbstladeflinte sofort einsatzbereit, ohne dass hektisch die Läufe zugeschlagen und die Flinte erst wieder in Position gebracht werden muss. Selbstladeflinten haben trotz des relativ geringen Gewichts ein gutmütiges Rückstoßverhalten, da ein Teil der Rückstoßkräfte durch den Ladevorgang absorbiert wird.

 

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2. VIEL HILFT VIEL?

  • Kaliber 12 und 20
  • Bleischrot (Jagd auf Niederwild) = Patronen mit 70 mm Hülsenlänge
  • Stahlschrot (Jagd am Gewässer) = Patronen mit 76 mm Hülsenlänge
  • Ideal: 76 mm Patronenlager, da auch kürzere Patronen verschossen werden können

 

Heute sind in erster Linie Flinten im Kaliber 12 und 20 gefragt, andere Kaliber wie 16 und 28 haben zumindest bei Neuwaffen einen absoluten Exotenstatus. Bei der Verwendung von Bleischrot reichen Patronen mit 70 mm Hülsenlänge, um ausreichend Vorlage für die Jagd auf Niederwild zur Verfügung zu stellen. Um mit Weicheisenschrot (Stahlschrot) auf Reichweiten von mindestens 35 Metern zu kommen, müssen erheblich größere Schrotdurchmesser gewählt werden als bei Bleischrot. Die allgemeine Empfehlung lautet dabei ein bis zwei Nummern, also 0,25 bis 0,50 mm. Damit sinkt die Anzahl der Schrote und nur mit entsprechend langen Hülsen kann eine ausreichende Anzahl von Weicheisenschrot untergebracht werden, um eine ausreichende Deckung auch auf größere Entfernung zu gewährleisten.

MERKE: Daher sind heute viele Flinten mit 76 mm Patronenlager ausgestattet, da natürlich auch alle kürzeren Patronen verschossen werden können.

Für spezielle Einsatzzwecke an Gewässern ist eine Vorlage von 40 bis 42 Gramm Weicheisenschrot durchaus sinnvoll, um bei Schüssen auf größere Distanz auch mit grobem Schrot noch eine ausreichend Trefferdichte zu erreichen. Dafür braucht es dann die 89 mm Hülsenlänge, für deren maximale Vorlage mit circa 64 Gramm Bleischrot gibt es dagegen nach meiner Meinung keine sinnvolle Einsatzmöglichkeit im Jagdbetrieb.

 

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3. IST LÄNGE ENTSCHEIDEND?

MERKE: Die Lauflänge hat entscheidenden Einfluss auf die Balance und das Schwungverhalten.

 

Obwohl sehr viele Schützen fest davon überzeugt sind, wird die Ausdehnung der Schrotgarbe und damit die wirksame Schussweite nicht von der Länge des Laufes beeinflusst. Ausreichende Mündungsgeschwindigkeit wird bereits mit Lauflängen ab circa 60 cm erreicht, mit zunehmender Lauflänge ist nur noch eine sehr geringe Verbesserung der Leistung erreichbar. So ist zum Beispiel die Mündungsgeschwindigkeit bei einem 81 cm langen Lauf nur um circa 2 Meter pro Sekunde höher als bei einem 71 cm langen Lauf, der Unterschied von Patrone zu Patrone innerhalb einer Schachtel ist dagegen um ein Vielfaches höher.

 

4. BALANCE TUT GUT

 

 

Auf der Jagd wird die Flinte erst in den Anschlag gebracht, wenn das Ziel eindeutig angesprochen werden kann und sichergestellt ist, dass niemand im Umfeld gefährdet ist. Auch beim jagdlichen Schießen auf dem Stand wird das Ziel mit abgesenkter Flinte erwartet und nach Erscheinen des Ziels in den Anschlag gehoben. Ist nun eine Flinte extrem kopflastig, zum Beispiel bei einem langen Lauf mit Griffposition der Führhand im hinteren Bereich des Vorderschaftes, kommt der Schaft beim Heben der Waffe zu schnell nach oben in die Schulter und die Laufachse wird durch die unkontrollierte Drehbewegung nach unten absacken. Ungleichmäßige Anschläge mit starken Höhenfehlern sind die Folge, der Anschlag muss ständig korrigiert werden. Auch bei schaftlastigen Waffen gibt es Probleme, greift der Schütze den Vorderschaft einer kurzläufigen Flinte sehr weit vorne, so rutscht die Laufachse beim Anheben der Flinte regelmäßig über das Ziel, der Schütze stochert dann am Ziel hektisch herum und verliert den dynamischen Schwung.

MERKE: Im Idealfall zeigt die Laufachse perfekt auf den Zielpunkt, wenn der Schaftrücken die Wange berührt.

Eine ausgewogene und auf die Gewohnheiten des Schützen abgestimmte Flinte verteilt das Waffengewicht gleichmäßig auf die rechte und linke Hand des Schützen. Neben der Wahl der Lauflänge und dem optionalen Einsatz eines Schaftbalancers kann dies sehr einfach durch die Positionierung der Führhand am Vorderschaft beeinflusst werden und hängt damit nicht zuletzt von der Körpergröße des Schützen ab. Ein Zweimetermann wird mit einer Lauflänge von 70 cm genauso Schwierigkeiten haben wie eine 160 cm große Frau mit einem 76 cm langen Lauf.

 

5. MASSE MACHT DEN UNTERSCHIED

 

 

Ein schwere Sporting-Flinte bietet viele Vorteile: Die Anschlagbewegung der Waffe ist weniger hektisch, die Waffe schwingt deutlich stabiler, da der einmal gegebene Schwungimpuls nicht so leicht abgestoppt werden kann. Dadurch kann die Flinte deutlich präziser geführt werden und besitzt ein eher gutmütiges Schwungverhalten, welches leichte Fehler des Schützen ausgleicht. Auch im Schuss ist das ein Vorteil, zum einen wird der Rückstoß durch die höhere Masse angenehmer empfunden und zum anderen kann der Sitz des Treffers durch das geringere Verspringen der Mündung im Schuss besser beurteilt werden.

Leichte Jagd-Flinten im Kaliber 12 und 20 sowie die Ultraleicht-Modelle haben natürlich enorme Vorteile, wenn es um das Mitführen an einem langen Jagdtag geht. Hier wiegt jedes Gramm doppelt, welches über viele Stunden am Riemen auf der Schulter getragen wird. Die Leichtgewichte können extrem schnell in den Anschlag gebracht werden, machen jedoch alle Bewegungen der Führhand mit und verzeihen daher keine Fehler. Naturgemäß wird bei leichten Flinten der Rückstoß stärker empfunden und die Waffe springt deutlich mehr beim Schuss.

 

6. DIE SCHÄFTUNG

 

 

Der wichtigste Faktor für die individuelle Anpassung ist die Länge des Schaftes von der Mitte des Abzugs bis zur Mitte der Schaftkappe. Die meisten Flintenhersteller habe heute eine Standardschaftlänge von circa 37 cm, welche für ungefähr 175 bis 185 cm große Schützen gut passen wird. Einige Anbieter offerieren unterschiedlich dicke Schaftkappen, die ohne Anpassarbeiten getauscht werden können, so dass sich Standardschäfte durchaus für Schützen von 170 bis 195 cm eignen.

Damen und Schützen mit feingliedriger Statur können bei mehreren Anbietern auf spezielle Schäftungen zurückgreifen, die für 160 bis 175 cm Körpergröße gestaltet sind und bei denen auch die Abmessungen des Pistolengriffes sowie der Pitch entsprechend abgestimmt sind.

Passen die Originalschäfte nicht, so kann ein findiger Schäfter oder Büchsenmacher den Schaft noch weiter an die Statur und die Bedürfnisse des Schützen anpassen. In schwierigeren Fällen bleibt als perfekte Lösung noch die Maßschäftung.

Die Senkung der Flinte ist dann optimal, wenn im Anschlag genügend Schiene gesehen wird und das Korn unter dem Ziel geführt werden kann. Als universelles Zielbild empfehle ich einen Abstand von circa 7 mm zwischen Oberkante der Basküle und Unterkante des Korns, wenn der Schütze mit der Flinte im Anschlag über die Schiene schaut. Als Hilfsmittel zur Kontrolle dient ein normaler Bleistift, der auf das hinterste Ende der Schiene aufgelegt wird. Sieht der Schütze dann noch das gesamte Korn, so befindet sich bei den meisten modernen Bockdoppelflinten das Zentrum der Garbe 3 mm über dem Korn, was einem Hochschuss von 15 Zentimetern auf 35 Metern entspricht.

Bei sportlichen Flinten gibt es einige Modelle mit verstellbarem Schaftrücken, bei denen die Senkung und auch die Schränkung individuell eingestellt werden können. Ist die richtige Einstellung gefunden, so wird die Verstellung allerdings meist später nicht mehr angefasst.

Vorsicht ist geboten, wenn ein Schütze mit normaler Statur und mit einer modernen Serienflinte absolut keine befriedigenden Ergebnisse erzielt und im Anschlag nicht gerade über die Schiene sehen kann. Hier ist oftmals nicht der Schaft schuld, meist ist die Grundhaltung und die Anschlaggewohnheit des Schützen fehlerhaft. Würde versucht, den Standardschaft extrem zu verändern oder würde sogar ein Maßschaft angefertigt, um trotz der falschen Haltung die Flinte passend zu richten, so geht das in der Regel schief und am Ende kommt keine dauerhafte Verbesserung des Ergebnisses zustande. Hier hilft dann nur die Korrektur der Anschlaggewohnheiten durch einen erfahrenen Schießlehrer, der auch entsprechende Erfahrung und Kenntnisse in der Schaftmaßermittlung hat.

 

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ÜBER DEN AUTOR

 

Christian Schulte ist seit über 40 Jahren als Fachmann für Jagd- und Sportwaffen aktiv, seit 26 Jahren ist er als Produktmanager zuständig für den Einkauf und den Vertrieb von Beretta-Flinten in Deutschland. Sein besonderes Interesse richtete sich schon früh auf das Wurfscheibenschiessen und die Grundlagen der Schießtechnik. Als aktiver und erfolgreicher Jagdschütze mit mehreren Bundes- und Landesmeistertiteln, als Profi in der Waffenbranche und als Schießlehrer vertiefte er seine Kenntnisse und entwickelte den von ihm propagierten Schießstil. Als Autor, bei Workshops und Referaten über die Technik des Flintenschiessen gibt er das von ihm erarbeitete Wissen an Jungjäger und Jagdschützen weiter.

 

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